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Kürbis am 4.9.2002

... Soziales im Garten Anfang September 2002:
Zwei Geister bewachen den Kürbis


 
Soziales - aktuelle Fragen und Beiträge ab Juli 2004

 

Sieben Ärzte geben kostenlose Sprechstunde für Obdachlose

Gelungenes Beispiel für soziales Engagement / Seit mittlerweile fünf Jahren bieten sieben Ärzte in Mannheim jeden Donnerstag in U 5 eine zweistündige kostenlose Sprechstunde für Obdachlose an

Die Obdachlosenhilfe geht von derzeit rund 500 Menschen aus, die ohne festen Wohnsitz in Mannheim leben. Kein wirklich gesundheitsfördernder Lebensstil. Doch seit fünf Jahren werden die Tippelbrüder nicht mehr mit ihren Krankheiten allein gelassen. Einmal in der Woche kommt „der Arzt" in die Übernachtungsstelle im Quadrat U 5.

Etwa 450 Obdachlose nehmen die Angebote der unterschiedlichsten Einrichtungen staatlicher und freier Träger wahr. Noch einmal 30 bis 40 bleiben lieber für sich auf der Straße. „Die genaue Zahl ist dabei schwer zu schätzen", bekennt Lutz Ruden, der Sachgebietsleiter der Einrichtungen für Wohnsitzlose bei der Stadtverwaltung. „Das steigt und fällt, und niemand kennt die genauen Gründe dafür", erklärt dazu der zuständige Abteilungsleiter Werner Nunnemann und geht von bis zu 500 betroffenen Menschen aus. Die Klientel sei hingegen bekannt: „Meistens sind es Männer zwischen 40 und 50 Jahren, und sie haben sehr viel durchgemacht. Viele davon wollen nicht „therapeutisch verfolgt" werden, sondern einfach nur in Ruhe gelassen werden." Dabei gebe es gerade in Mannheim ein derart differenziertes Angebot, dass wirklich jeder, der wirklich Hilfe sucht, diese auch erfährt, ist sich deer Leiter der Übernachtungsstelle, Norbert Preininiger, sicher.

Ein Teil dieses Angebotes ist seit fünf Jahren auch die von einem freiwilligen Mediziner jeden Donnerstag zwischen 19 und 21 Uhr angebotene ärztliche Sprechstunde. Initiator Dr. Hartwig Becker erzählt aus der Praxis: „Manchmal kommen die Obdachlosen einfach nur zum Blutdruckmessen und fangen an zu erzählen, weil ihnen sonst niemand zuhört." Dann werden die Ärzte zu Psychiatern, denn auch diese Menschen werden nicht abgewiesen.

Doch der eigentliche Sinn der Untersuchung liege im medizinischen Bereich: „1992, als ich noch Rettungsdienst gefahren bin, wurden wir einmal zu einem Obdachlosen unter eine Brücke gerufen. Seit damals hatte ich die Idee, eine ambulante ärztliche Betreuung für Wohnsitzlose zu schaffen". Das herkömmliche System der kassenärztlichen Versorgung durch niedergelassene Ärzte werde den besonderen Bedürfnissen des betroffenen Personenkreises nämlich nicht gerecht. „Die meisten Wohnsitzlosen haben weder Geld noch eine geregelte Krankenversicherung. Sie haben Angst vor Abweisung in den Arztpraxen, manchmal auch eine fehlende Krankheitseinsicht oder, besonders bei Hauterkrankungen, eine falsche Scham", kennt auch Sozialdezernentin Mechthild Fürst-Diery das Problem. Genau an diese Menschen richte sich das niedrigschwellige Angebot der Erstuntersuchung in der Übernachtungsstelle. „Am Anfang hätten wir nicht gedacht, dass wir so lange durchhalten", freut sich Becker über das „Fünfjährige" in diesen Tagen.

Auf rund 300 Patientenkontakte kommen er und seine Kollegen im Jahr. „Im Sommer kommen weniger und im Winter mehr", beobachtet Becker auch bei den Wohnsitzlosen ein „normales" Krankheitsverhalten. Dabei sei vor allem ein Punkt für das Abbauen der Schwellenängste wichtig: „Die Menschen wissen, dass wir immer da sind." Auch die Zusammenarbeit mit der Stadt funktioniere bestens: „Am Anfang hat Frau Fürst-Diery einmal die Zusage gemacht, dass die Stadt alles zahle, aber bis jetzt wollte noch keiner meiner Kollegen Geld", betont der Mitinitiator das Engagement der Mediziner. Lediglich die Zuzahlungen für Medikamente werden von der Stadt getragen. „Aber wir verschreiben keine Drogenersatzstoffe", sagt Becker und kennt auch den richtigen Umgang mit der manchmal schwierigen Klientel. „Man muss sie als Menschen behandeln, aber klare Richtlinien fahren."

Fünf niedergelassene und zwei bereits pensionierte Ärzte haben sich hier, neben ihrer eigentlichen Praxis, in den Dienst der guten Sache gestellt. „Wir könnten schon noch den ein oder anderen Kollegen gebrauchen, aber vor allem wäre jemand wichtig, der unsere Diana entlastet", verweist Becker aber vor allem auf die gute Seele der Praxis: Seit fünf Jahren steht Diana Klammer jeden Donnerstag als Arzthelferin in der Behelfspraxis, unterbricht dafür sogar eigens ihren Urlaub. „Ich mache das aus Überzeugung", wiegelt sie bei der Frage nach dem Warum ab. „Am Anfang hat Dr. Becker in der Zeitung um Spenden gebeten. Da habe ich bei ihm angerufen und gesagt: Ich spende mich", beschreibt die junge Frau ihren Weg in die Behelfspraxis.

Im Prinzip wäre das eine Lehrwerkstatt für einen jungen Mediziner", sieht Fürst-Diery in der Anlaufstelle für die Wohnsitzlosen sogar beinahe eine Ausbildungsstelle, aber auf alle Fälle ein äußerst gelungenes Beispiel für das soziale Engagement in der Stadt.

Volker Endres in der RNZ vom 19.7.2005

 

 

Verein Die Brücke in Schwetzingen - Wärmestube

Hilferuf des  gewährleistet Betrieb der Wärmestube bis zum Jahr 2006 - Jahreshauptversammlung

Bei der jüngsten Jahreshauptversammlung des Vereins "Die Brücke"konnte durchweg positive Bilanz gezogen werden. Ausführlich berichtete Rainer Teske über den Wirkungsbereich des Vereins, zeigte Teilbereiche wie die Wärmestube oder die Fachberatung auf. Er hob hervor, dass ohne den unermüdlichen Einsatz der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer sowie des Vorstands der Betrieb der Wärmestube nicht möglich gewesen sei.

Die durchschnittliche Besucherzahl der Wärmestube lag im Jahr 2004 bei knapp 16 Personen pro Tag. Der Jahreszeit entsprechend wurde die Tagesstätte im Winterhalbjahr stärker frequentiert als im Sommer. Es gab Tage im Winter, an denen 40 Personen die Wärmestube besuchten. Bei diesem Andrang mussten viele warten, bis wieder Platz im Aufenthaltsraum frei war. Die Gäste der Wärmestube setzen sich schwerpunktmäßig zusammen aus: ortsansässigen Wohnungslosen, latent von Wohnungslosigkeit bedrohten Personen, Obdachlosen, umherziehenden Wohnungslosen und sonstigen Personen. In der Wärmestube kann gegen geringes Entgelt von 1,50 Euro ein Mittagessen eingenommen werden, und es werden Kleider zur Verfügung gestellt. Die Wärmestube biete nicht zuletzt mit Haarschneiden von Christa Cuntz, medizinischer Fußpflege von Theresia Roßmann, Duschmöglichkeiten und einer Waschmaschine, ein Rundumangebot zum Thema Hygiene an.

Der Betrieb der Wärmestube wird vom Hausmeister bewältigt. Die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer arbeiten eng mit ihm zusammen. Er ist für die Sauberkeit der Wärmestube verantwortlich und bekocht die Besucher. Die ehrenamtlichen Helfer bringen sich in den unterschiedlichsten Weisen ein. Es reicht von der Ausgabe der Mahlzeiten bis zum Mitspielen der Gesellschaftsspiele.

Die vom Sozialarbeiter Bernd Weiß durchgeführte Fachberatung richtet sich in erster Linie an Wohnungslose, wird aber auch verstärkt von anderen Personen nachgefragt, so z.B. vom Wohnungsverlust bedrohten Personen. Weiß bietet Beratung und Hilfe bei Strafverfahren und berät bei Räumungsklagen sowie Schuldenregulierung. Er hilft bei der Beschaffung persönlicher Papiere, der Vermittlung medizinisch notwendiger Hilfen und bei der Wohnraumsuche. Des weiteren verwaltet er Gelder der Betroffenen und besucht seine Klientel im Krankenhaus.

Insgesamt waren im Jahr 2004 1123 Kontakte zu verzeichnen. Zwölf Personen haben eine eigene Wohnung gefunden, vier Betroffene wurden in eine stationäre Einrichtung vermittelt.

Der im Februar 2004 neu gewählte Vorstand hatte aufgrund rückläufiger Spenden einen schwierigen Start. Hinzu kam, dass der Hausmeister wegen einer längerfristigen Erkrankung ausfiel und für Ersatz kein Geld vorhanden war. Der Vorstand führte Gespräche mit Vertretern des Rhein-Neckar-Kreises und der Stadt Schwetzingen. Diese konnten keine Gelder zur Verfügung stellen.

Aufgrund einer darauf folgenden großangelegten Öffentlichkeitskampagne war das Echo der Bevölkerung auf den Hilferuf war grandios. Der Verein erhielt einen enormen Zuspruch und Solidarität von der Bevölkerung. Privatpersonen, politische, kirchliche und sozial engagierte Gruppierungen aus Schwetzingen und Umgebung halfen dem Verein aus der Notlage geholfen. Die umliegenden Gemeinden spendeten großzügig. Durch die eingegangen Spenden kann der Betrieb der Wärmestube bis 2006 aufrechterhalten werden.

Zum Abschluss einer harmonischen Sitzung stimmten die Mitglieder einstimmig für die Erhöhung des Jahresmitgliedsbeitrags auf 15 Euro
RNZ vom 2.6.2005

 

 

Obdachlosen in Heidelberg - Zuckerladen in der Plöck macht aufmerksam

Seit mehreren Wochen bereits zieht eines der beiden Schaufenster des "Zuckerladens" in der Plöck die Blicke der Passanten besonders auf sich. Das liegt jedoch nicht etwa an besonders exklusiven Köstlichkeiten, die dort präsentiert werden. Vielmehr sieht man dort einen Mann mit abgewetzter Kleidung, der einen U-Bahnhof entlanggeht. Die Puppe dreht dem Betrachter den Rücken zu, "Dem Leben abgewandt" ist darunter zu lesen. Damit will Besitzer Jürgen Brecht auf die Probleme der Obdachlosen in Heidelberg aufmerksam machen.

Im Laden, gleich rechts neben der Eingangstür, empfangen zwei weitere lebensgroße Puppen die Kunden. Die beiden Krankenschwestern halten eine Spendendose und Broschüren des Vereins "Obdach" bereit. Der Initiative, die Wohnsitzlose in Wohnungen unterbringt und betreut, kommt das gesammelte Geld zu Gute. "Die Idee war, uns dem lokalen Elend hier vor Ort zu widmen", erklärt Brecht, der zusammen mit seiner Frau Marion den Laden betreibt. Die Dekoration hat er selbst übernommen. Die Reaktionen auf die Aktion waren immens. "Da haben wir uns ganz schön was eingebrockt - im positiven Sinne", berichtet Brecht. "Viele Leute kommen in den Laden und sprechen uns auf das Schaufenster an. Wir müssen viel reden und erklären." Manche kommen auch mit konkreten Problemen. Dann teilen der Zuckerladen-Chef und seine Mitarbeiter Prospekte aus und leiten die Betroffenen an "Obdach" weiter.

Ursula Gutbrod vom Vorstand des Vereins war Feuer und Flamme, als Brecht ihr seine Idee am Telefon erläuterte. "Ich habe sofort das Fahrrad genommen und bin zum Zuckerladen geradelt", erzählt sie. Gerade in die Plöck passe die Aktion, schließlich gebe es dort viele soziale Einrichtungen, wie das Wichernheim oder den Diakonieladen "Brot & Salz". Und nicht zuletzt kann "Obdach" das Spendengeld gut gebrauchen. Bei der ersten Leerung der Sammelbüchse nach zwei Wochen wurden 150 Euro gezählt.

Derzeit betreut der Verein rund 100 Menschen. "Wir könnten noch 50 weitere aufnehmen, doch dazu müssten wir noch einen Sozialarbeiter einstellen", sagt Gutbrod. Doch dafür fehlt das Geld. Darum ist "Obdach" gerade auf der Suche nach einem Sponsor, der die Stelle kofinanzieren könnte. Dass die Arbeit des Vereins gebraucht wird, belegt die Beobachtung eines jungen Mannes, der zufällig in den Laden kommt. Er hat früher in Heidelberg gewohnt und dann in Wuppertal Kriminologie studiert. Nach zehn Jahren ist er wieder in der Stadt, und eines ist ihm aufgefallen: "Das Elend in der Hauptstraße ist viel größer geworden."
Steffen Blatt,
RNZ vom 12.5.2005

 

 

 

Heidelbergs Bordell muss der Bahnstadt weichen

Den zukünftigen Bewohnern ist "Heidelbergs einziger Puff" nicht zuzumuten - Auch die Märkte Oberfeld und Dehner sollen umziehen

Wenn es im Herbst 2006 mit der Bahnstadt losgeht, soll auch das 30-Zimmer-Bordell am alten Güterbahnhof weichen. Dessen nächster Standort kann nur in einem Gewerbegebiet sein.

Foto: Kresin

 

Werbung neben dem Etablissement:
"Mehr Bumms - weniger fallera"

Muss Heidelbergs einziges Bordell der Bahnstadt, die ab Herbst 2006 erschlossen werden soll, weichen - Amerikaner-Abzug hin oder her? Wahrscheinlich schon. Und mit ihm, wenn auch aus anderen Gründen, die beiden Fachmärkte Dehner und Oberfeld. Nur wohin, das weiß man noch nicht.

Auf das Areal am Güterbahnhof kommen in den nächsten Monaten nach Stand der Dinge entscheidende Veränderungen zu: Denn in der vorletzten Woche fasste der Gemeinderat einen so genannten Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan Bahnstadt-Zollhofgarten - ein "Meilenstein in der Entwicklung des neuen Stadtteils" nennt ihn Baubürgermeister Raban von der Malsburg. Doch auf dem Gelände des alten Güterbahnhofs gibt es zwei Fachmärkte, die Holzhandlung Oberfeld und das Gartencenter Dehner, die verlegt werden sollen. Und dann steht da noch der "Puff". Und der könne doch da nicht stehen bleiben, wenn in den nächsten Jahren hier die ersten Familien einziehen und dann in unmittelbarer Nähe Kindergärten und Schulen entstehen.

Wie eine furchtbare Bedrohung von Sitte und Moral sieht allerdings das 30-Zimmer-Haus nicht unbedingt aus. Als sich die RNZ - rein dienstlich freilich - gestern in dem 30-Zimmer-Etablissement umschaute, tummelten sich einige ziemlich leicht bekleidete, wenn auch sehr freundliche Damen in den ordentlich beheizten Zimmern. Man gibt hier einiges auf "Service": Es gibt eine Art Bar zur Erfrischung, man kann mit EC-Karte und Kreditkarten zahlen, und schließlich verweist ein Schild auf die Annehmlichkeiten des Untergeschosses: "Bitte beachten Sie auch unsere hübschen Mädchen im Keller!"

Bordell-"Geschäftsführer" Kalle Siegle erklärt, er sei in irgendwelche Verlegungspläne "nicht eingebunden, da sind noch keine Gespräche gelaufen". Er schließt nicht aus, dass er sein Eros-Center auch irgendwo anders hin verlegen könnte, aber dann sollte es schon "ein entsprechender Standort sein und nicht irgendwo draußen in der Walachei". Aber Siegle rechnet nicht damit, dass er bald mit seinen Damen in die Puschen kommen muss, denn "das mit der Bahnstadt zieht sich doch noch hin". In letzter Konsequenz, wenn alle gedeihlichen Gespräche nichts nutzen, könnte die Stadt auch das Zollhofquartier zum Sperrbezirk erklären.

Das könne zwar nicht die Stadt machen, sondern das Regierungspräsidium, weiß Ordnungsamtsleiter René Pöltl: "Die einzigen Gründe dafür sind laut Gesetz der Jugendschutz und der Anstand." Das mit dem Jugendschutz komme wohl hier ganz gut hin. Etablissement-Betreiber Siegle sieht das gelassen: "Uns gibt es hier schon seit 30 Jahren, wir haben Duldungsrecht." Und das könnte auch der Knackpunkt werden, denn das Freudenhaus war eindeutig früher da als die zukünftige Bahnstadtbebauung.

Auch der Stadtverwaltung ist klar, dass für eine Stadt von der Größe Heidelbergs "eine solche Einrichtung unvermeidlich ist", so von der Malsburg. Nur könne ein Bordell eben unmöglich in einem Wohngebiet stehen. Generell sind solche "Vergnügungsstätten" (so heißt es laut Gesetz) eher in Gewerbegebieten zugelassen. Das erklärt auch die vielen Clubs, die sich mittlerweile in Rohrbach-Süd angesiedelt haben. Laut Pöltl ist das Güterbahnhof-Gebäude "Heidelbergs einziger klassischer Puff", mit dem es aber bisher wohl keine Probleme gegeben habe. Überhaupt hat Heidelberg wenig Ärger mit der Prostitution: Es gibt keine Rotlichtviertel und auch keinen Straßenstrich (mehr).

Fast wichtiger für die Entwicklung der Bahnstadt als das etwas gammelige Bordell (dessen Gaststätte auch sinnigerweise "Zum wilden Mann" heißt) ist die Frage, wohin die beiden Fachmärkte sollen. Für den CDU-Stadtrat Klaus Weirich war dieses noch ungelöste Problem sogar der Grund, den ersten Bahnstadt-Bebauungsplan-Entwurf abzulehnen. Generell ist vorgesehen, dass es im nordwestlichen Bereich der neuen Bahnstadt, in etwa auf der Höhe des Bahnbetriebswerks, ein Fachmarktzentrum geben soll. Prinzipiell könnten dort die Märkte hin. Die Stadt hatte auch alternative Angebote in petto. So machte man Oberfeld den Vorschlag, ins Gewerbegebiet "In der Gabel" zwischen Wieblingen und dem Pfaffengrund zu gehen.

Doch das lehnt Oberfeld-Geschäftsführer Gebhard Pfeifer ab: "Das ist für unsere Privatkunden zu weit ab." Er wisse nun noch nicht, wohin mit seinem Unternehmen - immerhin einem der ältesten Familienbetriebe Heidelbergs mit 6500 Quadratmetern Fläche und 23 Beschäftigten. Er weiß aber, dass an seinem Umzug das Projekt Bahnstadt nicht scheitern wird. Pfeifer fordert nur einen Standort, der für das bereits über 140 Jahre alte Unternehmen geeignet wäre. Im Falle des Gartencenters Dehner scheint es keine Probleme zu geben. Nach Angaben von der Malsburgs hat man sich schon auf eine Verlegung prinzipiell geeinigt. Auch für die Oberfeld-Frage sieht der Baubürgermeister nicht schwarz: "Wir werden das hinkriegen." Vielmehr: Er muss.

Denn spätestens 2007 müssen die zwei Märkte und das Bordell verschwunden sein. Denn es wäre den neuen Häuslebauern wohl kaum zu vermitteln, dass sie von ihrem neuen Zuhause aus auf zwei Märkte blicken und ihre Kinder auf dem Schulweg am Bordell vorbei müssen. Von der Malsburg: "Das passt alles nicht mit der geplanten Wohnbebauung zusammen. Die Verlegung ist Voraussetzung dafür, dass man hier vernünftig anfangen kann.
Micha Hörnle am 10.5.2005 auf www.rnz.de

 

 

RNZ-Weihnachtsaktion 2004

"Wenn es die RNZ-Weihnachtsaktion nicht schon lange gäbe, müsste sie gerade jetzt ins Leben gerufen werden." Ein im Sozialbereich tätiger Heidelberger sagte dies spontan in diesen Tagen, nachdem erste Hinweise darauf erschienen sind. Denn für viele Menschen neben uns ist die Not ein täglicher Begleiter geworden. Und gerade die jetzt beginnenden stillen Gedenktage sind Anlass, bereits zur Weihnachtsaktion 2004 aufzurufen. Wie in vielen Jahren zuvor wendet sich die RNZ-Redaktion an ihre treuen Leserinnen und Leser, an Firmen und Vereinigungen mit der herzlichen Bitte um Spenden, damit auch in diesem Jahr Hunderten von Bedürftigen im Stadtkreis Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis finanziell etwas unter die Arme gegriffen und eine kleine Weihnachtsfreude bereitet werden kann.

Tausende von Lesern, außerdem viele Betriebe und Organisationen, haben auch im letzten, für viele wirtschaftlich nicht leichten Jahr durch kleine und große Spenden der RNZ-Weihnachtsaktion zu einem großartigen Erfolg verholfen. Fast 300 000 Euro flossen in den Spendentopf, aus dem Hunderten von kinderreichen Familien, Alleinerziehenden, alten und kranken Menschen wirksam geholfen werden konnte. Bedacht wurden vor allem kinderreiche Familien und Alleinerziehende, deren finanzielle Situation - bedingt durch Arbeitslosigkeit, Scheidung und Überschuldung - so angespannt ist, dass ihr Einkommen knapp über dem Sozialhilfebedarf liegt. Sie erhielten eine Spende, um ihren Alltag zu erleichtern, zum Beispiel für die Anschaffung eines Kühl-/Gefrierschrankes, einer Brille oder einer Nähmaschine einschließlich Nähkurs, oder um den Kindern einmal einen Wunsch erfüllen zu können.

Wie das Amt für Soziale Angelegenheiten und Altenarbeit der Stadt Heidelberg mitteilt, waren diesmal besonders gebrauchte Fahrräder, Sportschuhe und Musikinstrumente gefragt, auch wurden Kursgebühren für die Musik- und Singschule sowie für Schwimmkurse übernommen. Gedacht wurde auch an Asylbewerberfamilien, die keinen Anspruch auf einmalige Beihilfen haben. Auch sie sollten in die Lage versetzt werden, ihren Kindern einen Wunsch zu erfüllen. Um die Einsamkeit beziehungsweise Isolation von alten Menschen, Rentnern, Behinderten und Kranken zu mildern, wurden gebrauchte Fernsehgeräte oder Radios beschafft, die "Karte ab 60" oder ein Telefonanschluss, um nur einiges zu nennen. Mitunter gab's auch Zuschüsse für hohe Fahrtkosten zum Arzt, für eine Kur oder die Heizkosten.

Neben den Sozialämtern der Stadt Heidelberg und des Rhein-Neckar-Kreises konnten aus der Aktion 2003 auch karitative Organisationen mit Anteilen aus dem Spendentopf bedacht werden, um in Fällen der Not gezielt helfen zu können.

Viel Hilfsbereitschaft schlägt der RNZ auch diesmal entgegen. Die "Kurpfälzer Trabanten" haben den Spendentopf schon mal etwas "angefüttert", der Konzertveranstalter Jochen Flamme wird den Erlös seiner Konzerte stiften und die Sparkasse Heidelberg als treuer Verbündeter der Aktion wird mit der Bereitstellung von 500000 Zahlscheinen als Beilage in der RNZ wieder für einen kräftigen Schub sorgen. Allen potenziellen Spendern, die mithelfen wollen, ein Stück menschliche Solidarität gerade in die kommende Weihnachtszeit zu tragen, kann versichert werden, dass die gesammelten Gelder den Betroffenen direkt zugute kommen, dass ihnen deswegen gesetzliche Leistungen nicht gekürzt werden und dass bei der ganzen Aktion kein einziger Euro für Verwaltungsausgaben vergeudet wird.

Geldspenden werden ab sofort erbeten auf das Konto 1007 bei der Sparkasse Heidelberg, BLZ 672 500 20, unter dem Stichwort "RNZ-Weihnachtsaktion 2004". Wenn die Spende über 50 Euro beträgt, wird dem Spender oder der Spenderin automatisch eine Spendenbescheinigung vom Kämmereiamt der Stadt Heidelberg für das Finanzamt zugestellt. Daher ist es erforderlich, Namen und Adresse auf dem Überweisungsträger deutlich und vollständig anzugeben. Auch die RNZ-Geschäftsstellen nehmen Spenden entgegen.
Fritz Quoos am 30.10.2004 auf www.rnz.de


Spendenkonto 1007
Sparkasse Heidelberg
BLZ 672 500 20
Stichwort "RNZ-Weihnachtsaktion 2004"

 

 

 

Claudia Jacobs neue Geschäftsführerin des Caritas-Verbandes Heidelberg 

Plädoyer für Kreativität und soziale Vernetzung / Menschen Mut machen in schwierigen Zeiten

Claudia Jacobs liebt klare Worte. "Ich kann nicht religiös predigen, wenn jemand Hunger hat", erklärt die neue Geschäftsführerin des Caritas-Verbandes Heidelberg. Am 1. Juli hat sie die Nachfolge von Roland Blatz angetreten, der die Caritas 13 Jahre geleitet und sich nun in den Ruhestand verabschiedet hat. Claudia Jacobs hat ihr neues Amt in einer Zeit angetreten, wo die Finanzen knapp und die sozialen Probleme groß sind. "Wir werden viel Kreativität brauchen, aber es ist unsere Aufgabe, Menschen in schwierigen Zeiten Mut zu machen", unterstreicht sie.

An diesbezüglicher Erfahrung fehlt es der 50-Jährigen nicht. Die in Seelbach bei Lahr gebürtige "Mittelbadenerin", wie sie scherzhaft formuliert, studierte in Freiburg Sozialpädagogik und baute in den 70er Jahren die Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte in Bad Säckingen auf. "Das war eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, weil wir Frauen in einem schweren Entscheidungsprozess begleiten mussten", erinnert sie sich. Immer wieder sei sie aber auch beeindruckt vom Mut und von der Kraft von Frauen gewesen, die sich in schwieriger Situation für ihr Kind entschieden haben.
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Zwar musste die Caritas deutliche Zuschusskürzungen verkraften, und auch bei der katholischen Kirche gehen die Steuereinnahmen zurück; dennoch ist Claudia Jacobs fest entschlossen, da zu helfen, wo Not ist. In Bad Säckingen richtete sie beispielsweise einen Mittagstisch für Bedürftige ein, wo es für 1,50 Euro eine warme Mahlzeit gab; das Defizit haben die Kirchengemeinden ausgeglichen. "Dieser kleine Betrag wahrt die Würde der Menschen, denn es ist demütigend für sie, Geschenke anzunehmen", weiß sie. Natürlich sei das Modell nicht auf Heidelberg übertragbar, wohl aber ist es ein Beispiel dafür, was sich mit Kreativität schaffen lässt. Zur Zeit ist Claudia Jacobs damit beschäftigt, Kontakte aufzubauen und herauszufinden, wo es in Heidelberg am meisten brennt. Sie ist überzeugt, dass die Stadt und die Liga der Wohlfahrtsverbände die sozialen Probleme der Zukunft nur gemeinsam bewältigen können und plädiert deshalb für eine enge Vernetzung. Eine große Rolle werden in Zukunft auch die Ehrenamtlichen spielen, die mit viel persönlicher Verantwortung und enormen Einsatz den Profis zur Seite stehen. Auch da geht der Caritas-Verband mit guten Beispiel voran: außer der Geschäftsführerin arbeitet der gesamte Vorstand ehrenamtlich

Ganzen Text von Ingeborg Salomon vom 30.8.2004 auf www.rnz.de lesen

 

 

 

Bahnhofsmission HD - Betreuung von Reisenden in Not

Hilfe und Unterstützung gibt es für Menschen in Not in der Bahnhofsmission von Anneliese Haberacker (rechts), Maria Barth (links) und den anderen immer noch. Doch der Imbiss musste eingestellt werden. Foto: Dagmar Welker

"Wir können nicht alle Armen der Stadt hier versammeln", sagt Anneliese Haberacker mit fester Stimme. Der sonst so fröhlichen Leiterin der Bahnhofsmission ist anzumerken, wie schwer ihr dieser Satz fällt. Doch die Aufgabenstellung ihrer Einrichtung ist klar definiert unter dem Motto "Menschlichkeit am Zug". Sie wollen ein Stückchen Zuhause für alle Reisenden und Hilfesuchenden rund um den Bahnhof sein.

Jeden Tag zwölf Stunden lang sind die wenigen hauptamtlichen und zahlreichen ehrenamtlichen Helfer für die verschiedensten Nöte da. Finanziert und getragen wird die Bahnhofsmission gemeinsam vom Caritasverband Heidelberg und der Trägergesellschaft der Evangelischen Stadtmission Heidelberg. Rund 110000 Euro sind dafür Jahr für Jahr notwendig. Die Räume stellt die Bahn kostenlos zur Verfügung.

Geholfen wird behinderten Menschen, die nicht alleine umsteigen können oder denen die Fahrkarte gestohlen wurde. Immer schon waren Bahnhöfe aber auch Orte, an denen sich Menschen mit besonderen Problemen einfinden, ein sozialer Brennpunkt im eigentlichen Sinn des Wortes. Wenn Arbeitslosigkeit, Wohnungslosigkeit und Sucht in einer Gesellschaft zunehmen, spürt das die Bahnhofsmission sofort.

Deshalb sah sich Anneliese Haberacker zu einem drastischen Schritt veranlasst: Belegte Brötchen oder einen Teller Suppe gibt es in der Bahnhofsmission nur noch in Notfällen. Der "Imbiss" ist seit Freitag letzter Woche gestrichen. "Unsere Kernaufgabe ist die Betreuung von Reisenden", unterstreicht Anneliese Haberacker. Zwar gehört auch die Hilfe für Menschen, die sich im Bahnhof aufhalten, zu ihren Aufgaben. Aber dieser Part hat in letzter Zeit allzu große Ausmaße angenommen.

Dass immer mehr Menschen in Heidelberg durch Arbeitslosigkeit, Schulden, Trennung und sonstige soziale Härte, durch die Maschen des sozialen Netzes fallen, daran kann die kleine Einrichtung am Rand des Bahnhofs nichts ändern. "Auf Dauergäste sind wir nicht eingerichtet", so die Leiterin. Das gibt weder das knappe Budget noch der Vertrag mit der Bahn her.

"Eigentlich ist es eine Tragödie, dass wir wieder Suppenküchen bräuchten", findet Roland Blatz. Er ist Geschäftsführer des Caritasverbandes und spürt ebenfalls, dass die soziale Kälte dramatisch zunimmt. Längst muss nicht jeder auch obdachlos sein, der nicht weiß, wie er seine nächste Mahlzeit finanzieren kann. "Die Bahnhofsmission ist hier eine Art Seismograf", beschreibt er. Dass der Sozialstaat in seinen Grundfesten erschüttert wird, ist hier zu spüren. Die neue Armut ist längst Realität. Sie hat Rentner und Studierende ebenso erfasst, wie Menschen, die sich das nie hätten träumen lassen.

In die Bahnhofsmissionen kommen Verzweifelte, die nach dem Arztbesuch die Rechnung in der Apotheke nicht bezahlen können, Männer, die von ihren Frauen vor die Tür gesetzt wurden und nicht wissen, wo sie die nächste Nacht verbringen sollen und Menschen, die sich verletzt haben und mangels Rot-Kreuz-Station im Bahnhof bei der Bahnhofsmission erste Hilfe erwarten. "Es tut schon weh, viele Menschen unversorgt zu lassen", sagt Anneliese Haberacker leise. Sie und ihre Mitstreiter versuchen schon alles, was möglich ist. Die kollabierte Toilettenfrau darf sich genauso auf der Couch im Büro ausruhen, wie die Mutter, die ein ruhiges Plätzchen zum Stillen ihres Säuglings braucht.

Doch sonst fehlt es an allen Ecken und Enden. Sogar das Sofa ist so verblichen, dass schon fast die Füllung rauskommt. Ein neues, vielleicht sogar mit waschbarem Bezug, lassen die knappen Finanzen aber einfach nicht zu. Kein Wunder, dass die Angst vor dem 1. Januar schon ihre Schatten voraus wirft. "Hartz IV" wird die Lage verschärfen, da sind sich Blatz und Haberacker ganz sicher.

Bei aller Traurigkeit über die Zustände bleibt zumindest ein Hoffnungsstrahl. Auch die Zahl der Ehrenamtlichen, die sich bei der Bahnhofsmission engagieren, wächst beständig. Vielleicht wird eines Tages ja auch noch ein Traum von Roland Blatz Wirklichkeit. Ein Lobbyrestaurant mitten in der Stadt, wo jeder ein Essen bekommen und sich aufhalten kann und dafür am Ende bezahlt, was er eben bezahlen kann, das würde Heidelberg seiner Ansicht nach ein bisschen menschlicher machen. In Frankfurt und Freiburg gibt es so ein Restaurant des Herzens bereits.

Kirsten Baumbusch in der RNZ vom 6.8.2004

 

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